Zielfokus

Basierend auf den Ausarbeitungen und Überlegungen von Andreas Kollar (2019) zu den hypnosystemischen Konzepten von Gunther Schmidt, möchte ich den Zielfokus im hypnosystemischen Arbeiten wie folgt darstellen: 

Wie bereits in den vorangegangenen Kapiteln ausgeführt, geht man bei der hypnosystemischen Definition eines Problems/ bezüglich Symptomentstehung davon aus, dass es eine Diskrepanz, also eine ungewünschte Differenz zwischen zwei Teilpersönlichkeiten/Seiten/Bedürfnissen einer Person gibt, die zu dem unerwünschten Verhalten/Erleben/Phänomen führt. Daher wird im hypnosystemischen Arbeiten sehr dafür geworben, im inneren Erleben eine wertschätzende, achtungsvolle Kooperationsbeziehung zwischen dem bewussten Denken („Ich will“) und den unwillkürlichen Prozessen („Es passiert „) anzuregen. Man könnte sagen, im Fall von Problem-/Symptomerleben gestaltet sich die Beziehung zwischen diesen beiden Bereichen in uns oft im Sinne von: „ICH will ja, ABER es geht/es passiert trotzdem". Die angestrebte achtungsvolle Kooperation zwischen den beiden Bereichen wäre im Unterschied dazu: „ICH will, UND es passiert/ ICH will nicht UND es passiert auch nicht“. (nach Kollar (2019))

 

Andreas Kollar hat aus den Konzepten von Gunther Schmidt 5 Schlüsselgewohnheiten herausgearbeitet, die für den Aufbau und Erhalt einer Kooperationsbeziehung zwischen den verschiedenen Bereichen der inneren Welt sehr hilfreich sind. Die erste betrifft die Erhöhung von Wahlfreiheit. Damit ist gemeint, dass ein wichtiger Fokus darauf abzielt, im Umgang mit dem Problemerleben wieder mehr Wahlfreiheit und Einflussmöglichkeit zu erleben und sich im Bezug darauf nicht hilflos und ausgeliefert zu fühlen. Um dahin zu kommen, ist es sehr hilfreich zu lernen, eine geschützte innere Steuerposition mit Überblick und Handlungsfähigkeit aufzubauen und diese immer wieder bewusst einzunehmen. Um die für einen selbst und stimmige Steuerposition aufbauen zu können, ist es lohnend, das Feedback des eigenen Körpers/Organismus als Referenz zu nützen. Die Rückmeldungen des Organismus, ob in erwünschter oder unerwünschter Form, werden im hypnosystemischen Modell als wichtige Informationen über zu berücksichtigende Bedürfnisse verstanden, die man zieldienlich nützen kann. Diese Steuerposition, die wie ein wohlwollender Dirigent fungieren kann, ist auch der erste wichtige Schritt im Bemühen um eine konstruktive Dynamik zwischen den inneren Seiten, die man sich in dieser Metapher wie die einzelnen Musiker im Orchester vorstellen kann. Schließlich hilft das Einnehmen einer inneren Metaposition mit schützendem, Überblick erlaubendem Abstand auch dabei, auf die Balance in der Beziehungsgestaltung im Außen/in Wechselwirkung mit dem Außen zu achten. Damit ist gemeint, im Kontakt mit außen die Dimensionen Oben-Unten/Augenhöhe und Nähe/Distanz und die damit jeweils verbunden Auswirkungen bewusst im Blick zu behalten und zu berücksichtigen. (Kollar (2019))

Quellenverzeichnis:

  • Bartl, R. (2016). Sucht, Angst, Zwang, Essstörungen. Hypnosystemische Perspektiven zum hilfreichen Umgang mit leidvollen Störungen und deren geschützten Anliegen. C-Seminar Klinische Hypnose; Hypno-Synstitut Wien.
  • Fereberger, B. (2020). Ressourcen zur Stabilisierung des Nervensystems in Zeiten der Krisen. Seminar ÖAP; Wien
  • Gross, M. (2016). Von A wie Angst bis Z wie Zweifel. C-Seminar Klinische Hypnose; Hypno-Synstitut Wien.
  • Herr, A. (2017). Einführung in die Hypnosystemik. Gastreferent im 1.Modul des Grundkurses zur Systemischen Pädagogik bei Mechthild Reinhard; Helm-Stierlin-Institut Heidelberg
  • Kollar, A. (2018). Hypno meets Brainspotting 2. C-Seminar Klinische Hypnose. MEGA Wien
  • Maturana, H. & Varela F. (1984). Der Baum der Erkenntnis. Die biologischen Wurzeln des menschlichen Erkennens. Goldmann
  • Porges, S. (2010). Die Polyvagal-Theorie. Neurophysiologische Grundlagen der Therapie. Emotionen, Bindung, Kommunikation und ihre Entstehung. Paderborn: Jungfermann Verlag
  • Porges, S. (2016). Connectedness as a biological imperative: Understanding trauma through the lens of the Polyvagal Theory. Vorkongress-Workshop- Reden reicht nicht!?; Heidelberg
  • Porges, S. (2019). Die Polyvagal-Theorie und die Suche nach Sicherheit: Traumabehandlung, soziales Engagement und Bindung. Liechtenau: G.P. Probst Verlag
  • Reinhard, M. (2017). Grundkurs Systemische Pädagogik und Beratung; Helm-Stierlin-Institut Heidelberg
  • Reinhard, M. (2018). Aufbaukurs Systemische Pädagogik und Beratung; Helm-Stierlin-Institut Heidelberg
  • Reinhard, M. (2020). Erweiterungskurs Systemische Pädagogik und Beratung inkl. Coaching & Supervision; Systelios-Akademie Siedelsbrunn
  • Schmidt, G. (2004). Liebesaffäre zwischen Problem und Lösung. Hypnosystemische Konzepte für schwierige Kontexte. Heidelberg: Carl-Auer.
  • Schmidt, G. (2011). Einführung in die hypnosystemische Therapie und Beratung. Heidelberg: Carl-Auer.
  • Schmidt, G. (2014). Curriculum Klinische Hypnose (B1-B8) der MEG. Milton-Erickson-Institut Heidelberg
  • Schmidt, G. (2017). Selbsthypnose und hypnosystemisches Selbstmanagement. C-Seminar Klinische Hypnose; Milton-Erickson-Institut Heidelberg